
Dieses Thema beschäftigt mich akut mindestens seit März 2020 als ich als Verantwortliche einer Sprachschule den gesamten Präsenzunterricht auf eine Online-Plattform hieven, Kund:innen motivieren und Kursleiter:innen beruhigen musste.
Nun ist Online tatsächlich die neue Realität. Manche hingegen sind noch immer wehmütig, wie schön es im Unterricht doch vor Covid-19 war. Die Pro und Kontras sind von beiden Unterrichtskanälen – online wie offline – mannigfaltig.
Ich fokussiere mich hier vorwiegend auf die Vorteile beider Vermittlungswege:
ONLINE
- kurze Wege, gut in den Alltag einzubauen
- kompakte Wissensvermittlung
- alle Lernmaterialien an einem Ort
- interaktives Spielen
- ortsungebundenes Lernen und Gruppengefühl
- technische Kompetenz wird erhöht, etc.
OFFLINE
- ein Ortswechsel, der den Tag bereichert
- persönliche Gespräche zwischendurch
- Sensorisches, vor allem taktiles, haptisches Erleben
- als Gruppe in der selben Lernumgebung
- unmittelbares Erfassen von Stimmungen möglich
- bekannte Unterrichtsform schenkt Sicherheit, etc.
Von einem Extrem ins Andere
Erinnerst du dich auch noch an die Zeiten, als man verkrampft überlegt hat, wie man mehr Internet in den verstaubten Tafel-Buch-Schere-Papier-Präsenz-Unterricht bringen kann? Die Verlage erweiterten ihr Angebot, um unübersichtliche Materialien, die per Download abgerufen werden konnten oder per App aus dem Lehrwerk gelesen werden konnten. Nicht nur die Kursteilnehmer:innen waren davon streckenweise überfordert. Auch die Lehrkräfte waren der Verzweiflung nahe und haderten eigentlich noch mit dem neumodischen Beamer. An Computerarbeiten in der Klasse wollte man gar nicht denken, da es ohnehin nicht genügend Endgeräte für die Lerner:innen gab.
Und so kam es spätestens 2020 zum gegensätzlichen Extrem: Unser Alltag war von Bildschirme aller Art gepflastert. Tablets, Smartphones, Computer, Laptops und so weiter. Sozusagen unsere neuen Fenster in die soziale (Lern-)Welt. Gott sei dank hatten wir diese Möglichkeit!
Egal ob es der einzige Weg oder der gewünschte Weg ist, Online-Unterricht hat jedenfalls viel zu bieten und kann jede/n erreichen.

Los geht’s in den erfolgreichen Online-Unterricht!
In der Vorbereitung auf den Präsenzunterricht haben mich die unzähligen Lehrmaterialien im Lehrerzimmers beinahe erdrückt und erschlagen. Eine Auswahl für den Unterricht zu treffen, war deshalb wie im Süßigkeitenladen zu stehen.
Diese Versuchung ist auch im Online Unterricht da. Hat man sich mal schlau gemacht ob der zahlreichen Portale, Apps und virtuellen Plattformen, will man sie natürlich ausprobieren, am besten alle und sofort. Lass mich dir aber einen Tipp weiterreichen:
1) „Mach es so einfach und so leicht wie möglich.“
Online-Unterricht ist eine technische und menschliche Herausforderung. Selbst als ein/e Spezialist:in, birgt die Technik Überraschungen:
- die Internetverbindung, die mal holpert;
- der Rechner, der nicht lädt, irgendwas aktualisiert oder um ein Plug-in erweitert werden möchte;
- die Plattformen und Internetseiten, die genau zum Stundenbeginn in den Wartungsmodus fallen oder mal fehlerhaft angezeigt werden oder gar nicht erst abrufbar sind.
Deshalb: Mach es dir – in erster Linie und folglich – deinen Schüler:innen so einfach und so leicht wie möglich. Das bedeutet nicht, dass dein Unterricht langweilig wird. Es ist lediglich der Aufruf, es technisch runterzubrechen, die Ablenkungen einzuschränken und das Lernziel im Blick zu behalten.
Dazu einige Reflexionsfragen:
- Was ist das konkrete Lernziel und wie erreichen es deine Lernenden am besten?
- Welche Kenntnisse haben sie bereits im Online-Unterricht?
- Welche Tools und Seiten sind dir bekannt und mit welchen fühlst du dich sicher und dein Unterrichtsaufbau gut gestützt?
- Haben deine Lerner:innen Möglichkeit in unterschiedlichen Sozialformen zu lernen? Mal Einzel-, Partner- und Gruppenarbeit.
2) Gib Offline ins Online!
Leg die Scheuklappen ab und sehe das große Ganze! Auch wenn man sich als Gruppe online trifft, sind alle Teilnehmer:innen dennoch in einer Offline-Umgebung eingebunden. Nutz das für deinen erfolgreichen Unterricht!
- Lass sie etwas zeichnen, ausschneiden, anmalen, ausfüllen und in die Kamera zeigen
- Lass sie aufstehen oder Gesten machen, um eine Aufgabe zu kontrollieren oder ein Spiel durchzuführen
- Setze Übungen ein, die die Aufmerksamkeit und Achtsamkeit schärfen.
- Lass sie etwas aus ihrer Umgebung zeigen/beschreiben, lass sie aktiv werden!
3) Hier gibt’s weitere Tipps im Überblick:
Auf der Internetseite des Wiener Landesverband Legasthenie fand ich eine tollen Link mit dem Titel Digitales Lernen und Onlineunterricht
Und jetzt du!
Was ist für dich für guten Online-Unterricht ganz wesentlich?