3 Tipps für den Umgang mit Fehlern

 

Fehler sind Teil des Lernprozesses und geben hilfreiche Hinweise auf den aktuellen Lernstand bzw. Verlauf des Lernens. Denn durch die Abweichung von dem, was sein sollte*, wird klar, welche Regel der Sprache oder des Lernstoffes gerade verarbeitet wird oder noch unklar ist. *Ich mag hier gar nicht von richtig und falsch sprechen. Lernen ist individuell und es gibt viele Wege, die nach Rom führen.

Sie sind also gut. Keine bösen Feinde, die man beschämt verstecken oder angestrengt vermeiden muss. Mal ehrlich: niemand ist gefeit vor ihnen und richtig rund läuft es im Unterricht, wenn man sie bewusst wahrnimmt und nicht verleugnet – weder als Lehrer:in, noch als Schüler:in.

Im Unterricht – sei es in der Erwachsenenbildung oder mit Schüler:innen – ist es notwendig eine Vertrauensebene in der Lerngruppe und zwischen Lehrkraft und Schüler:in aufzubauen. Dazu gehört meiner Erfahrung nach auch, Fehlern den Schreck zu nehmen: eine Fehlerkultur zu etablieren, in der sich alle Beteiligten sicher fühlen. Ein Lernklima entstehen lassen, in der keine Angst vor Fehlern besteht und keine Angst davor, sie sichtbar zu machen. Hier binde ich auch den/die Lehrer:in ein. Auch er/sie darf ein Mensch sein, darf Fehler machen, darf sie zeigen und verbessern. Das fällt erst nicht leicht, ist aber umso lehrreicher für sich selbst und die Schüler:innen. So entsteht eine tiefe Vertrauensebene, die Grundlage für alles weitere Lernen.

Das war auch schon der 1. Tipp: 

1) Steh zu deinen Fehlern. 

Gleich zum Tipp Nummer 2: 

2) Baue bewusst Aktivitäten des lustvollen Scheiterns ein!

Gestalte deinen Unterricht immer wieder mal so, dass es bewusst zu lustvollem Scheitern kommt. Was ich damit meine? Denk mal an Taboo oder Activity. Das sind doch Gesellschaftsspiele, die erst richtig Spaß machen, wenn man vor der richtigen Lösung mindestens 100 Mal falsch liegt! Herrlich! Würden die Mitspieler:innen sofort das richtige Wort erraten, wäre es todlangweilig.

Ich denke hier also an Spiele und (Gruppen-)Aktivitäten, die erst richtig lustig werden, wenn sie NICHT gelingen! Dazu fallen wohl Koordinations- und Bewegungsspiele oder auch Wort- und Gedächtnisspiele. Vor einigen Jahren hatte ich eine ganz tolle Fortbildung von Improvisations- und Gymnasiallehrer Stefan Fuchs organisiert und begeistert mitgemacht. Daraus und aus Seminarspielen, wie bspw. in dieser Spielesammlung zu finden, habe ich nachstehend 4 erprobte Spielideen gelistet, die das gemeinsame Scheitern zu einem gruppenstärkenden Erlebnis machen:

  • Ball-Alarm: Im Kreis einen Ball ohne Vorgaben und immer schneller zuwerfen lassen. Dazu braucht es Timing, aber auch Blickkontakt, um sicher zugehen, dass der andere bereit ist, den Ball zu fangen. Bald wird in der Gruppe mit 2 Bällen geworfen. Es kann je nach Gruppengröße auf beliebig weitere Bälle erhöht werden. Die Herausforderung ist, nun hellwach in der Gruppe zu stehen und rechtzeitig zu fangen bzw. zu werfen. Lachen garantiert!
  • Emotion weitergeben (auch online möglich): ausgehend von einer Impulskarte, auf der eine Emotion und ein beliebiger Satz notiert sind, greift der Nachbar den vom ersten Spieler in der vorgegebenen Emotion ausgesprochenen Satz (auch mit passender Körpersprache) auf und versucht sie beide unverfälscht an den Nächsten weiterzugeben. Dies geht reihum, bis zum/r letzten Teilnehmer:in. Am Ende wird gefragt: Welche Emotion wurde da tatsächlich ausgedrückt? Bei großen Gruppen auch parallel in 2 kleineren Gruppen.
  • Wanderndes Klatschen: Die Gruppe steht im Kreis und ein Klatschen wird reihum weitergegeben. Dabei kommt es auf wortlose Absprache an, denn der Nächste sollte zeitnah reagieren, das heißt das Klatschen empfangen und an den Nächsten weitergeben. Nach ein, zwei Proberunden erweitert sich das Spiel um eine Spielregel: Das Klatschen darf die Richtung wechseln! Das bedeutet also, ein Klatschen kann empfangen oder aber auch zurückgegeben werden. Wenn mal die Richtung gewechselt wurde, kann sie nicht sofort geändert werden, damit das Klatschen also nicht „feststeckt“. Je schneller das Spiel wird, desto lustiger und herausfordernder!
  • Was machst du denn? (auch online möglich) Alle stellen sich im Kreis auf. Ein Beispielablauf: A macht eine Bewegung, z.B. sie kratzt sich am Kopf. Die Nachbarin B fragt: ”Was machst du denn?“ A sagt etwas anderes: ”Ich hüpfe auf einem Bein.“ Daraufhin hüpft B auf einem Bein und von der nächsten Nachbarin gefragt, was sie denn macht. Sie antwortet z. B.: „Ich spiele Klavier.“ Und so weiter.

Wichtige Hinweise:

1) Spiele sind unheimlich spannungs- und angstlösend. Die Teilnahme soll jedem/r offen stehen. Das gemeinsame Probieren, Scheitern und Erfolghaben bereitet die Teilnehmer:innen auf den späteren entspannten Umgang mit Fehlern vor.

2) Als Erfahrungsschatz möchte ich dir mitgeben, solche Spiele, die den/die Lehrer:in menschlich, persönlich, umperfekt zeigen, gerne mit der Gruppe mitzumachen. Leg den Anspruch ab, perfekt/unnahbar sein zu wollen.

3) Für solche Spiele braucht es unbedingt die Vertrauensbasis und das freundschaftliche Lernklima, das ich im ersten Tipp angesprochen habe! Denn niemand soll sich in die Ecke gedrängt oder vorgeführt fühlen. Es kommt hier also auf dein Feingefühl an, wie und wann du solche Aktivitäten einsetzt.

Der dritte Tipp kommt zuletzt mit Ernsthaftigkeit: 

3) Leg offen, wie du Fehler verbesserst und lass dir Feedback geben!

Besprich mit deinem/r Schüler:in oder deiner Lerngruppe, WIE die Fehlerverbesserung in deinem Unterricht geschieht und gehe dazu in den Dialog. Seien wir ehrlich: Kritik, mag sie noch so freundlich sein, ist manchmal schwer anzunehmen und von der eigenen Person und Gefühlswelt getrennt wahrzunehmen. Dennoch soll die Korrektur klar und zeitnah zum Fehler gesetzt werden. Über das Wie der Fehlerkorrektur kann man reden:

  • Per Geste? Räuspern?
  • Per Farbsignal, mittels Farbkarte oder anderem?
  • Per anonymer schriftlicher Fehlersammlung, die in der Gruppe anschließend besprochen wird?
  • Per sofortiger Unterbrechung?
  • Per Vorsprechen einer richtigen und der falschen Äußerung?

Zusammenfassend:

  • Fehler sind hilfreich. Sie zeigen uns, wo wir stehen und geben uns eine Ausrichtung über den weiteren Unterrichtsaufbau.
  • Es ist sehr wertvoll, dass sich Lehrer:in und Schüler:in auf einer Vertrauensbasis begegnen, die durch Ehrlichkeit über die eigenen Schwächen und die Offenheit in der gegenseitigen Begegnung entsteht.
  • Spiele fördern den entspannten Umgang mit der eigenen Fehlbarkeit.
  • Fehlerkorrektur soll mit der Gruppe oder dem/der Schüler:in an- oder besprochen werden.

Und während ich den Artikel geschrieben habe, habe ich sehnsüchtig an so viele Gruppenerlebnisse mit meinen Lerngruppen gedacht, auf die ich mich in neuer (post-covid) Form sehr freue.

Hast du Anregungen, Ideen oder Erfahrungen, die du hier teilen möchtest? Hinterlasse gerne deinen Kommentar! 

Sei gut zu dir,
Daniela