Ist es bloß "Honig ums Maul" oder eine unverzichtbare Kraft?
Lob. Das stinkt doch, oder? Zu viel davon oder gar Eigenlob! Huch, das geht doch nicht! Naja. Ansichtssache. Ich blogge hier mal über meine Ansicht. Bleib gespannt!
Da will ich gleich mal hinterfragen:
Gibt es überhaupt ein „Zuviel“?
Und zählt das sprichwörtliche „Zuviel des Guten“ auch beim Lob?
Für mich ist Lob wie Balsam für die Seele. Lob ist Anerkennung von erbrachter Leitung, aber auch von schlichtem Bemühen. („schlichtem“, wohlgemerkt nicht „schlechtem“).
Ich lobe viel.
Ich lobe meine Mitarbeiterinnen, ich lobe meine Schüler*innen, ich lobe meinen Mann, meinen Neffen und die Menschen, die mein Leben positiv berühren. Dabei geht mir richtig das Herz auf. Spread the good!
Und warum?
Nicht nur mir geht es dabei großartig. Ich merke wahrlich, wie sich alle – auf unterschiedliche Weise – öffnen. Manchmal höre ich richtig, wie ihre verhärtete Außenschale, ihr Schutzschild, aufknackt und sie ein Lichtstrahl der Freude trifft. (Ach, herrje, wie bildlich!)
Wenn aus Gutem Gutes entsteht, wenn Lob also Freude und Ermutigung beim Gelobten bedingt, kann es da ein „Zuviel“ geben?
Kurze Antwort? Nö. Nope. Na. Nein.
Wie geht gutes Lob?
Ich verstehe den Einwand gegenüber positiver Bestärkung: Blindes, wahlloses Loben verliert doch an Bedeutung.
Deshalb zwei Erfahrungswerte und Überlegungen, um über diese Voreinnahme nachzudenken:
- Begründe dein Lob (für dich), stell es auf harte Fakten, egal wie klein diese sind. Sei nicht wahllos!
- Be kind! (…to unkind people, they need it most!) Streue Gutes. Bring Freude in die Welt! Sie ist hart genug (besonders die innere Welt in uns, mehr dazu gleich).
Meine Erkenntnis im Job…
…positive Bestärkung ist oftmals wirksamer als autoritäre Kritik.
Ich zum Beispiel hatte als Geschäftsführerin gut 14 Mitarbeiterinnen (und einen Mann), alle in Charakter, Arbeitsumfang und -bereichen sowie Verantwortung unterschiedlich geschichtet. Und jede/r leistete seine/ihre Arbeit – klar – mal besser und mal schlechter.
Als Chefin habe ich immer den Fokus auf die positive Leistung gelegt und dadurch ein motiviertes Miteinander und eine starke Verbundenheit zu Unternehmen und Team geschaffen.
Wenn es dann ein Fehlverhalten gab, habe ich mich auch vor schwierigen Gesprächen nicht zurückgehalten. Doch auch hier war es mir wichtig einen umsichtigen, verständnisvollen Zugang zu legen.
Zuerst will ich mein Gegenüber verstehen, um ihn/sie von dort abzuholen, wo sie steht und gemeinsam wieder den Weg zurück zum gewünschten Benehmen gehen.
Unliebsame Mitarbeitergespräche (ja, so toll sind sie für keine der beiden Seiten) musste ich führen, wenn die Unterrichtsqualität nicht gewährleistet war, ein Fehlverhalten gegenüber dem/der Kunden/in bemerkt wurde, die Verlässlichkeit bei der Abgabe von Unterlagen an die Verwaltung litt oder die Unordnung in Gemeinschaftsräumen Oberhand gewann).
Wichtig dabei für mich war stets, solche Gespräche nicht als persönlichen Angriff aufzunehmen, ohne Groll und Vorbehalte ins Zusammentreffen mit meiner/m Gesprächspartner/in zu gehen. Da war schon mal viel Vorarbeit nötig, um die Emotionen auszumisten.
In diesen Gesprächen fiel nicht nur Kritik, sondern auch wertschätzende und ermutigende Worte: „Ich habe gesehen, wie gut es dir gelingt im Bereich … zu arbeiten, ich bin deshalb sicher, dass du in kurzer Zeit eine neue Einstellung gegenüber … gewinnst.“
Wertschätzung, Aufmerksamkeit, den/die Andere/n SEHEN, wahrnehmen, ernst nehmen. Danach streben wir Menschlein. Egal, ob in Beruf, Unterricht oder Partnerschaft.
Als Autoritätspersonen – und das sind Lehrkräfte – steht uns diese ehrenvolle Aufgabe zu: Menschen zu begleiten, zu stärken, aufzubauen und zu motivieren.
Autorität auf Macht und Angst zu gründen, um gehört, respektiert und ernst genommen zu werden ist eher…suboptimal bis kontraproduktiv (und ABSOLUTER NO-GO!).
Energetisch würde ich mit einem solchen machttrunkenen Verhalten nichts Nachhaltiges schaffen und keinen Flow erzeugen. Keine Verbundenheit, kein gemeinsames Ziel, kein Miteinander, sondern eine Ellbogengesellschaft.
Was schafft Lob hingegen?
Also, mal spontan aus dem Bauch heraus:
Mit Lob – dem Unterstreichen von positivem Verhalten und Leistung:
- spreche ich eine Bestärkung aus,
- ich „empowere“ mein Gegenüber,
- ich mache ihn zu einem gleichwertigen Teil unserer Beziehung (schulisch, partnerschaftlich, beruflich)
- ich rücke Teile seiner/ihrer Identität in die Sichtbarkeit, die er/sie als selbstverständlich ansieht. Ich gebe damit dem verhassten Eigenlob eine Existenzberechtigung.
Und mal ehrlich: Wie oft loben wir uns selbst am Tag?
Null oder 0 Mal?
Sag doch mal zu dir selbst zum Beispiel*
-
- Toll hast du das gemacht!
- Du gibst dein Bestes. Das sehe ich!
- Du hast schon richtig Routine bei …. gefunden.
- Du bist so vielschichtig interessiert! Beeindruckend!
(*Es geht einem doch gleich besser, wenn man gute Worte hört, oder? Selbst, wenn die Beispiele nicht 1:1 auf dich zutreffen, so ergeben sie gleich eine andere wertvolle Energie.)
Da muss ich gleich dran denken, wie ich mit Lob umgehe.
Ist ja lustig:
-
- Meine Aufmerksamkeit schnellt empor.
- Ich lächle und grinse voller Genugtuung (innerlich)
- Ich will es gleich mehrmals hören (und wiederhole das Lob mehrmals innerlich, wenn es nicht der eigene Mann ist, den ich malträtieren kann 😉
- Und am Ende?? Da mache ich mein kurzzeitiges Höhenerlebnis wieder klein und bedeutungslos: „Ja, schön und gut, aber… im Grunde bin ich zu blöd, zu langsam, zu…., whatever!)
Kennst du das auch?
Diese selbstauslöschende innere Stimme, die sich wie ein Fleischwolf der Gefühle anfühlt? (So schlimm ist es auch nicht immer, ich werde besser und liebevoller zu mir!)
Deshalb mein Plädoyer an alle:
Kleckert, klotzt, patzt und verprasst euer Lob! Seid freizügig mit guten Worten der Bestärkung! Euer Umfeld – du selbst -durstet danach: Eure Kinder leben nach guten Worten auf. Eure Mitarbeiter/innen fühlen sich wertgeschätzt und gesehen! Eure Schüler/innen werden stark.
Auch in meiner laufenden Ausbildung zur Legasthenietrainerin und Lerndidaktikerin, die ich am EÖDL ablege, ist immer wieder über die Wichtigkeit von Zuspruch, Lob und Motivation zu lesen:
Mit Motivation und Lob, die vom Lehrer ausgehen, kann oftmals so viel erreicht werden. Dr. Kopp-Diller, Astrid: „Der legasthene Mensch“, 6. Auflage 2017, Seite 89.
Und weiter:
Zeigen Sie Geduld, Verständnis, Mut und Freundschaft, diese Schüler werden es Ihnen danken. Zeigen Sie den Schülern gegenüber Verständnis für seine differente Wahrnehmung, geben Sie auch dann positive Kommentare, wenn er sie nicht 100-prozentig verdient hat. Er bekommt ohne dies wenig Lob in Schulbelangen. (…) Belohnungen und Lob sind wichtig und sollten öfter als bei nicht betroffenen Kindern vorkommen. Dies ist ein besonders wichtiges Element in den Schüler nicht in eine defensive Haltung zu zwingen. Dr. Kopp-Diller, Astrid: „Der legasthene Mensch“, 6. Auflage 2017, S104.
—> Über Legasthenie schreibe ich ein andermal! Versprochen!
Vergesst euch selbst dabei auch nicht:
Feiert euch selbst! Bestärkt euch! Teilt Gutes! Es kostet nichts (außer der eventuellen anfänglichen Überwindung, weil es etwas Neues ist), es lässt euch nur gewinnen!
Wie stehst du zu diesem Thema? Fällt es dir leicht, Lob auszusprechen? Was war das schönste Lob, das du erhalten hast und an das du dich spontan erinnern kannst?
In diesem Sinne,
Sei gut zu dir!
Deine Daniela