Ich habe unlängst auf Instagram meine 3 Anzeichen dafür gepostet,warum du eine gute Lehrerin/Trainerin bist. Mich hat nämlich nach Anfang einer Unterrichtseinheit mit einem neuen Schüler beschäftigt, wie unser gegenseitiges Bild voneinander ist und da kam ich wieder mal auf die Frage nach meinem Selbstbild als Lehrerin.
Nach dem ersten Anzeichen, das du hier nachlesen kannst, möchte ich heute näher auf das zweite Anzeichen dafür eingehen, dass du eine gute Lehrerin/Trainerin bist.
Starten wir also gleich los!
Mein zweites Anzeichen dafür, dass du eine gute Lehrerin/Trainerin bist, lautet:
2. Du gehst offen und positiv mit Fehlern um.
Fehler haben etwas Ungewolltes, Unangenehmes, sind schambehaftet. Nur wenige Menschen haben sich einen ungetrübt positiven Zugang zum eigenen Scheitern und Neu-Versuch bewahrt. Es gilt zumindest beim zweiten Anlauf perfekt zu sein oder wenigstens zu erscheinen. Eine Utopie. Denn im Unterricht gibt es mindestens zwei absehbare Arten von Fehlerquellen:
- Die Fehlerquelle: der/die Schüler/in und
- die Fehlerquelle: der/die Lehrer/in bzw. Trainer/in
Ja, richtig gelesen: beide machen Fehler. Sind ja beide Menschen 😉 Und Menschen sind mal nicht auf der Höhe, mal nicht up-to-date, wissen mal einfach keine Antwort oder greifen mal völlig daneben. So ist das halt.
Aber wie geht ein/e Trainer/in damit um, Fehler zu machen? Zugeben? Vertuschen? Beides sind machbare Strategien. Das Vertuschen ist durchaus ein praktikabler Weg, doch hier soll es darum gehen, ein/e gute/r Lehrer/in – im Sinne von wertvoll – zu sein, daher schließe ich diese Möglichkeit ganz klar aus. Nix mit Vertuschen oder Überspielen.
Wahre Menschen, wahre Lehrer/innen zeigen, woraus sie gemacht sind – im Guten wie im Schlechten. Es geht – wie schon im ersten Anzeichen des letzten Blogartikels – darum, authentisch zu sein. Und da gehört es nunmal dazu, auch zu den Fehlern zu stehen, die sich auch in die penibelste Stundenvorbereitung schleichen können.
Die Fehler der LehrerInnen bringen aber einen Riesen-Vorteil, denn je offener und positiver du sie lebst, desto besser wird es auch deinen SchülerInnen mit Fehlgriffen gehen.
Fehlerarten gibt es viele. Ich erinner mal an eine Art:
Als DaF Trainerin liebte ich es, mich als fehlerhafte Sprachenlernerin zu zeigen.
Durch die Offenheit gab ich Einblick in die Natürlichkeit von Fehlern und auch in den Lernprozess, der von Irrungen und Wirrungen geprägt ist. Es hat immer auch das Eis gebrochen und gab den Rahmen vor, um über Fehler, Zweifel und Unsicherheiten im Fremdsprachenerwerb offen in der Gruppe zu sprechen.
Ach… In welches sprachliche Fettnäpfchen bin ich schon getreten! Haha!
Klar, die SchülerInnen am eigenen Lernprozess teilhaben zu lassen, offenbart viele Anknüpfungspunkte und löst die mitunter angespannte Lern-Stimmung.
Aber ein/e LehrerIn/TrainerIn der im Unterricht einen Fehler macht und sich dessen bewusst wird, stirbt mitunter tausend Tode bei dem Gedanken, wie er/sie diesen Fehler nun offenlegt.
Wie? Na, mit Ehrlichkeit und Charme, denn daraus resultiert die beste Moral fürs Leben, die ein/e Schüler/in sich nur wünschen kann.
Und dann kommt der Moment, wo ich mich verheddere und die Antwort auf eine offensichtlich banale Frage einfach nicht weiß!
Verdammt! Was jetzt?
Lächeln und weitermachen? Haha! Nein! Den Stier bei den Hörnern packen!
Es ist UNANGENEHM. Es geht an die Grundfeste, ans Selbstverständnis. Dennoch mein Tipp: steh dazu aus Überzeugung, nicht aus Schwäche.
Die eigene Einstellung zu Fehlern ist maßgeblich.
Eine liebe Teilnehmerin war untröstlich als sie mir von ihren SchülerInnen erzählte, die manchmal Fragen stellten, die sie in Erklärungsnot oder fast Sprachlosigkeit führten. Wie sollte sie damit umgehen, fragte sie mich.
Hier einige Strategien, um die eigenen Fehler passend in den Unterricht einzugliedern:
- Das ist eine sehr gute Frage, die wir bis zum nächsten Mal ergründen werden.
- Die Frage ist sehr wichtig. Ich notiere sie mir und beantworte sie euch das nächste Mal.
- Ich bin mir hier nicht sicher. Bevor ich etwas Falsches sage, möchte ich nochmal nachlesen.
- Hier habe ich mich geirrt! Es ist … Gut, dass ihr mich darauf aufmerksam gemacht habt.
- Ich merke gerade, dass ich euch hier etwas Falsches gesagt habe! Streicht es durch und notiert …!
- Das war ein Fehler! Die richtige Antwort ist … Wer hat es bemerkt?
- Ich sehe auf dem Arbeitsblatt ist mir ein Fehler unterlaufen. Zeile x bitte verbessert meinen Fehler mit …
- …
Fehler machen uns menschlich, individuell und zeigen unseren Gemütszustand. Sie sind wertvoll und offenbaren unseren Lernweg. Fehler gehören nicht unter den Tisch gekehrt oder verschwiegen. In einem erfolgreichen Unterricht werden Fehler angemessen aufgegriffen und thematisiert. Sie werden so erklärt, dass es für den Lernenden verständlich ist. Fehler werden so im Unterricht gelebt, dass sie kein Grund zu Scham sind.
Deshalb bist du eine gute Lehrerin und Trainerin:
- Du zeigst dich menschlich und mit deinen Fehlern.
- Du unterstützt deine Schüler/innen Fehler zu verstehen.
- Fehler werden in positiver Weise im Unterricht besprochen, zum Beispiel auch anonym.
- Fehler sind Teil des Lernweges und jeder Fehler drückt aus, wo der/die SchülerIn steht.
- Du bist offen und sprichst über vergangene Fehler und was du daraus gelernt hast.
- Du stehst zu deinen Fehlern, du übernimmst die Verantwortung dafür.
- Die SchülerInnen erleben in dir ein Vorbild, denn sie sehen, wie man man Fehlern proaktiv umgehen kann.
- …
Im nächsten Blogartikel möchte ich dir meine Nummer 3 für die Anzeichen dafür nennen, warum du eine gute Lehrerin und Trainerin bist.
Einen lieben Gruß,
sei gut zu dir,
Daniela
PS: Schreib mir gern: ciao@danielahell.com